Was sind die wichtigsten Faktoren, damit User Experience und User Adoption gut gelingen können?
Steven: Das allerwichtigste ist, mit Nutzer:innen einen Dialog zu finden. Ob in Form von Umfragen, Research oder Fokusgruppen – wir entscheiden immer gemeinsam mit dem Kunden, welche Methode am effektivsten erscheint. Aber der Zugang zur richtigen Zielgruppe ist während des gesamten Prozesses entscheidend, um die Probleme der Menschen zu erfassen und um herauszufinden, ob sie das Tool, die Software oder das Interface auch wirklich verstehen und anwenden können bzw. ihre eigenen Ziele damit erreichen können. Ein Beispiel: Unterschiedliche Zielgruppen erwarten von einer Intranet-Startseite unterschiedliche Informationen – Wir müssen herausfinden, ob sie diese dann auch finden.
Daniela: Ja, der Zugang zu den Menschen ist essenziell, um die bestehenden Prozesse erkunden und auch herausfinden zu können, welche Maßnahmen getroffen werden müssen, damit die Nutzer:innen auch mit dem neuen Tool arbeiten können. Dann fällt der Widerstand geringer aus. Die initiierenden Stakeholder denken häufig, dass man ein neues Tool einfach nur einführen und ein bisschen schulen muss, und schon wissen alle, wie es funktioniert – das entspricht leider nicht der Realität. Man muss wirklich von Beginn an mit den Anwender:innen sprechen, ihnen Interesse entgegenbringen und tiefgreifendes Verständnis für ihre Prozesse, Themen und Tätigkeiten entwickeln.
Wie sollten IT-Projekte idealerweise ablaufen, damit die neue Technologie am Ende gut von den Nutzer:innen angenommen wird?
Steven: Uns begegnet meistens der Ansatz „technology first“ – man macht mal ein cooles IT-Projekt und am Ende wird geschaut, wie die Leute diese Lösung annehmen. Zielführender ist aber der „Human Centered Design - Approach“ – denn am Ende des Tages entwickeln wir die Technologie für die Menschen, die damit arbeiten. Wir wollen schließlich die Probleme von Menschen lösen, nicht die von Technologien. Daher sollte die positive Nutzungserfahrung von Beginn an in IT-Projekten mitkonzipiert werden.
Daniela: Ich gehe sogar noch einen Schritt weiter: Aus einer digitalen Transformations-Sicht solltest du im Idealfall schon beim Kunden sein, noch bevor er oder sie weiß, dass eine neue Technologie gebraucht wird. Also noch bevor ein neues Projekt gestartet wird. Denn dann bist du in der Lage, die IST-Prozesse und aktuellen Probleme zu erfassen. Das ermöglicht dir, bestmöglich auf die Bedürfnisse der Nutzer:innen einzugehen und du hast vor allem auch Zeit, wenn es noch keine Projekt-Deadline gibt. Einer der wichtigsten Faktoren in Change Management und User Adoption ist nämlich Zeit. Denn – hier sind wir wieder bei dem Irrglauben, den ich vorhin angesprochen habe – mit einer Schulung allein ist noch kein Wandel vollbracht. Das bedeutet, im gesamten Transformationsmanagement müssen UX- und Change-Spezialist:innen so früh wie möglich und laufend involviert sein.